
So sind die Deutschen: zurückhaltend, Neuem gegenüber erstmal skeptisch. „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht“, das alte Sprichwort scheint auch beim Stichwort Digitalisierung zu greifen. Über 60 Prozent der deutschen Einzelhändler:innen sehen laut einer Studie des Instituts für Handel im Auftrag von Faire keine Notwendigkeit zur Digitalisierung oder scheuen den Aufwand. „Zunächst ist die Unbekanntheit der digitalen Möglichkeiten ein Problem“, sagt Frederik Reim, Country Lead Germany bei Faire. „In Gesprächen mit Einzelhändlerinnen haben wir jedoch erfahren, dass sie sich auch bei genug Wissen schwer tun, aus dem traditionellen Habitus auszubrechen.“ Das läge daran, dass oft die Einfachheit der digitalen Angebote angezweifelt würde. Die Studie zeigt aber auch: Eine generelle Bereitschaft zur Digitalisierung ist trotz der Zurückhaltung gegeben - wenn die oberste Hierarchie-Ebene bereit ist, sich die tatsächlichen Risiken anzusehen. „Am Ende stellt sich häufig heraus, dass es total überschaubar ist oder überschaubar gemacht werden kann.“ Das Stichwort „Digitalisierung“ selbst sei schon abschreckend, weil meist weniger eine Vielzahl von einfach anwendbaren Lösungen darunter verstanden werde, sondern das große Ganze in seiner Komplexität. Für Menschen, die wenig digitale Berührungspunkte hätten, seien die vielen Fachbegriffe eine unnötige Hürde. „Man sollte das Thema menschlicher machen“, meint Erik Muttersbach, Managing Direktor von Forto. „Wir stellen uns nicht mehr als digitalen Spieler vor, sondern als Spediteur, der Technologie nutzt, um einen deutlich besseren Service zu erzielen.“ Menschen müssten da abgeholt werden, wo sie sind, konkrete Vorteile im Alltag nähmen die Angst vor Unbekanntem. „In Deutschland werden die Hürden der Digitalisierung überschätzt und ihre Chancen unterschätzt“, sagt Frederik Reim von Faire. Kleine Schritte im überschaubaren Rahmen sind allemal besser, als die Starre, in der Deutschland sich oft befände.